Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?
Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.
Zwei Mal Buchholz und einmal Mehmel stecken in der Orgel
Erbaut worden war die Orgel mit einem Manual und Pedal. Sie besaß 8 Register. Das war für den relativ kleinen Kirchenraum durchaus respektabel. Wer es war, der eine Veränderung der Orgel anschob, ist nicht bekannt. Respektvoll blieb der gesamte Buchholz-Bestand erhalten und Friedrich Albert Mehmel (Stralsund) fügte 1878 ein zweites Manual hinzu, das mit romantischen und Flöten-Registern besetzt wurde. Damit entstand ein klanglich vielseitiges Instrument.
Disposition: zwei Manuale, Pedal, mechanische Schleiflade, 12 Register
1. Manual / C-f3
- Bordun 16‘
- Principal 8‘
- Gedact 8‘
- Octava 4‘
- Flöte 4‘
- Quarte 2fach
2. Manual / C-f3
- Geigenprincipal 8‘
- Salicional 8‘
- Flauto amabile 8‘
- Flauto dolce 4‘
Pedal / C-d1
- Subbaß 16‘
- Violone 8‘
- Pedalcoppel
- Manualcoppel
- Calcantenglocke
- Evacuant