Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Wieder in neuem Glanz

Die Orgel steht seit 1796 auf der Westempore. Heinrich Schmidt aus Dobbertin erhielt den Auftrag, ein kleines Orgelpositiv aus Bützow in Ruchow aufzustellen. Es handelte sich um das Positiv, dass seit wenigen Jahren restauriert im Altarraum steht. Um dem kleinen Instrument eine dem großen Raum optisch angemessene Größe zu geben, erweiterte er das Gehäuse nach allen Seiten und baute eine Windlade für zwei zusätzliche Register. Dafür musste eine zweite Tonmechanik angelegt und an die vorhandene gekoppelt werden, was von Anfang an sehr dilettantisch geschah. Störanfälligkeiten waren vorprogrammiert. Außerdem behinderte die Mechanik und der durch spätere klangliche Veränderungen immer enger gewordene Innenraum jegliche Wartungsmöglichkeiten. Mit der Herausnahme des Orgelpositivs 2012 mussten wesentliche Teile neu geschaffen werden. Die Windlade von Heinrich Schmidt blieb erhalten und wurde aufwändig restauriert. Das gesamte Pfeifenwerk wurde neu hergestellt. Die Arbeit führte Reinalt Johannes Klein aus Lübeck aus. Aus der Bauzeit 1796 blieb neben dem Gehäuse, der oberen Windlade und Teilen der Traktur vor allem die Balganlage hinter der Orgel erhalten.

Reinalt Johannes Klein stammt aus Konstanz. Nach der  Orgelbaulehre bei Mönch & Prachtei (Überlingen) war er bei Claude Jaccard in Frankreich, Gebr. Späth Orgelbauund Harald Rapp (Ennetach) tätig. 1988 bis 1992 Studium der Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. 1998 eigene Werkstatt in Leipzig. 1999–2001 Leiter der Metallpfeifenwerkstatt des Göteborg Organ Art Center beim Bau der norddeutschen Barockorgel in Göteborg. Seit 2008 Werkstatt in Lübeck.

Disposition: ein Manual, angehängtes Pedal, mechanische Schleiflade, 6 Register

Manual / C-c3

  • Principal 8‘                
  • Gedackt 8‘     
  • Octava 4‘       
  • Rohrflöte 4‘   
  • Nasat 3‘         
  • Octava 2‘

Pedal / C-c1, fest angehangen

Sie hören dieses Kleinod in diesem Konzert.

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